Die Moschee

Die Moschee – Muslime in Ihrer Nähe

Rein äußerlich haben die meisten der rund 2000 deutschen Moscheen – meist in den 1970er Jahren von Arbeitsmigranten gegründet – wenig mit ihren prachtvollen Vorbildern in der islamischen Welt gemeinsam. Vor allem Minarette, jene turmartigen Anbauten, von denen traditionell fünfmal täglich zum Gebet gerufen wird, findet man hierzulande nur äußerst selten.

Ausstattung

 

 

Bestimmte bauliche und funktionale Elemente dürfen in keiner Moschee fehlen. Dazu gehört in erster Linie der Gebetsraum selbst, ebenso wichtig ist aber auch ein separater Waschraum für die Gebetswaschung. Innerhalb des Gebetsraums sticht sofort die meist liebevoll verzierte Gebetsnische (Mihrab) ins Auge. Sie ist stets nach Mekka ausgerichtet, sodass selbst auswärtige Muslime mühelos die Gebetsrichtung erkennen können.

 

Ein weiteres unverkennbares Merkmal jeder Moschee ist der Minbar. Hierbei handelt es sich um eine Art Kanzel, von der aus der Imam die Freitags- und Festtagsansprachen hält. Diese Tradition wird auf den Propheten Muhammad in Medina zurückgeführt. Überhaupt ist diese erste von Muslimen erbaute Gebetsstätte in Medina bis heute vorbildhaft für den Aufbau und die Ausstattung von Moscheen in aller Welt.

 

Das Gemeindeleben

 

Die Moschee als Zentrum des religiösen Lebens bietet Raum für Gebet und spiritueller Einkehr. Aber auch zahlreiche soziale, kulturelle und karitative Aktivitäten haben hier ihren Platz. Im Zuge einer sich wandelnden Mitgliederstruktur haben die Moscheegemeinden ihre Tätigkeit insbesondere im Bereich der Frauen- und Jugendarbeit stark ausgeweitet. Neben speziellen Beratungsangeboten gehören dazu auch Bildungs- und Freizeitangebote, wie etwa Sprachförderprogramme, Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung, Computerkurse oder die Organisation von Sommerfreizeiten und Sportveranstaltungen. Damit wollen die Gemeinden nicht nur einen positiven Beitrag zur Identitätsbildung leisten, sondern ihren jungen Mitgliedern gleichermaßen die erfolgreiche gesellschaftliche Partizipation ermöglichen.

 

Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Öffentlichkeitsarbeit. Interreligiöse Dialogforen, Moscheeführungen und gerade auch der mittlerweile zu einer Institution gewordene jährliche „Tag der offenen Moschee“ am 3. Oktober dienen dazu, gegenseitige Berührungsängste abzubauen und den Zugang zu ermöglichen.

Mihrab

 

 

Muslime beten in Richtung der Kaaba in Mekka. Die Gebetsrichtung (Kibla) wird in der Moschee durch den Mihrab (Gebetsnische) angezeigt. Während des gemeinsamen Gebets stellt sich der Imam vor
den Mihrab und leitet von dort aus das Gebet.

 

Die Gebetsnische ist meist eine halbkreisförmige Nische in der KiblaWand. Sie ist aufgrund ihrer Funktion der wichtigste und in vielen Moscheen der am reichsten geschmückte Teil des Innenraumes. Sie zeigt den Betenden in der Moschee die Richtung der Kaaba und damit die Gebetsrichtung an. Zugleich trägt sie aufgrund ihrer Form zur besseren Akustik im Gebetsraum bei.


Der erste Mihrab wurde Überlieferungen zufolge in der Umayyadenzeit (661-750 n. Chr.) gebaut. Zu Lebzeiten des Propheten wurde die Kibla durch eine Markierung gekennzeichnet, entweder mit einer Bemalung oder einer mit Zeichen versehenen Steinplatte.


Als Kunstwerk wird der Mihrab in verschiedenen Materialien wie Marmor, Stuck, Holz oder Fayencen gestaltet. Zudem wird er zumeist mit Versen aus dem Koran ausgeschmückt.

Kursi

 

 

Für Predigten außerhalb der Freitags- und Festtagspredigten setzt sich der Imam auf den Kursi (Stuhl). Dabei handelt es sich um eine erhöhte Sitzfläche, üblicherweise zur Linken der Gebetsnische platziert.

 

Ursprünglich war der Kursi ein mobiles Lesepult, das hauptsächlich als Ablage für den Koran diente. Daraus entwickelte sich ein festes Bauelement: ein erhöhter Sitz, der an der Kibla-Wand steht und über eine Treppe erreichbar ist.


Die kleinen mobilen Kursis hingegen, auch „Rahla“ genannt, dienen noch heute als Buchablage, die bei Koran-rezitationen genutzt werden. 

Denn in der Regel gibt es im Gebetsraum der Moschee keine Stühle und Tische. Heute werden Rahlas oft mit Ornamenten und Schnitzkunst bearbeitet. Zumeist sind sie aus bemaltem oder geschnitztem Holz angefertigt.

Minbar

 

 

Rechts neben der Gebetsnische befindet sich in der Regel der Minbar (Kanzel). Von hier aus hält der Imam die Freitags- bzw. Festtagspredigt.

 

Die Nutzung des Minbars geht auf den Propheten zurück. Dieser setzte sich anfangs auf einen Palmstumpf, damit er während seiner Reden von allen gesehen werden konnte. Laut Überlieferung ließ sich der Prophet später eine Kanzel aus Holz errichten. Daraus wurde dann
ein um zwei Stufen erhöhter Sitz. Mit der Zeit entstand der Minbar, wie
wir ihn in der heutigen Form kennen.

Dikka

 

 

In der Mitte oder im hinteren Bereich des Gebetsraums befindet sich eine leicht erhöhte Stufe, die Dikka genannt wird. Dies ist der Platz des Muezzins, des Gebetsrufers.

 

Die Dikka wurde erstmals im 9. Jahrhundert errichtet. Sie kam insbesondere in größeren Moscheen vor, in denen der Imam in der
Menge der Betenden nicht gut zu hören war. Der Muezzin diente in diesem Fall als „Übermittler“ und wiederholte von seinem erhöhten Platz aus die Bewegungen sowie den Gebetstext und erleichterte es so den Betenden in den hinteren Reihen, dem Gebet zu folgen. Auch wenn diese Aufgabe des Muezzins heute zumeist über Mikrofone gewährleistet wird, ist dieser Platz trotzdem oft in einer Moschee zu finden. Denn neben seiner Übermittlerfunktion hat der Muezzin auch die Aufgabe, den Gebetsruf und einige andere Gebete und Formeln zwischen den Gebeten zu sprechen.

Minarett

 

 

Das Minarett ist der Turm, von dem der Muezzin die Gläubigen fünfmal täglich zum Gebet ruft. Wörtlich bedeutet Minarett „Turm“ bzw „Leuchtturm“.

 

In der Frühzeit des Islams wurde von einer Mauer oder dem Dach der Moschee zum Gebet gerufen. Der genaue Entstehungszeitpunkt des Minaretts ist jedoch unbekannt, als Entstehungsort gilt Syrien. In vorislamischer Zeit diente das Minarett für profane Zwecke, so beispielsweise als Wachund Signalturm, der den Karawanen Orientierung gab. Daher auch die Bedeutung „Leuchtturm“. Seit der Umayyadenzeit (661-750 n. Chr.) erfüllt es seinen heutigen Zweck. In der islamischen Welt gibt es sehr unterschiedliche Minarette. Dabei folgt die Gestalt oft der traditionellen, landesüblichen Turmarchitektur.

Teppich

 

 

Der Gebetsraum ist mit einem Teppich ausgelegt und wird unter anderem aus hygienischen Gründen ohne Schuhe betreten. Das Teppichmuster zeigt in Richtung Kaaba.

 

Zu Zeiten des Propheten wurden Matten als Gebetsteppiche verwendet. In den Jahrhunderten danach kamen immer mehr nach den Regeln der Teppichkunst verzierte Kilims oder kleine Teppiche zum Einsatz. Der Farbe und dem Muster des Teppichs sind keine Grenzen gesetzt, so dass auch in den Moscheen Deutschlands zahlreiche Variationen vorzufinden sind.

Verzierungen

 

 

Gott kann nicht in Bilder gefasst werden. Auch soll sich der Gläubige beim Gebet nicht vor einem Geschöpf, sondern nur vor dem Schöpfer verbeugen. Deshalb gibt es in der Moschee weder Bildnisse noch Skulpturen.

 

Aus diesem Grund werden die Wände des Gebetsraumes und die Kuppel meistens mit Kalligrafien verziert, auf denen Koranverse dargestellt sind.
Noch häufiger sind kalligrafische Darstellungen der Worte „Allah“ und „Muhammad“ zu sehen. In größeren Moscheen stößt man aber auch auf kunstvolle Ornamente. Beliebt und verbreitet ist auch das Aus schmücken der Moschee mit kunstvoll geformten Lampen und Glaselementen.
Die Verzierungen in der Moschee haben nicht nur eine gestalterische Funktion. Sie sollen mit ihrem textlichen Inhalt und ihrer Form an die Allgegenwärtigkeit Gottes erinnern.

Tasbih

 

 

Ein Tasbîh ist eine Gebetskette, aufgeteilt in drei Abschnitte mit je 33 Perlen.

 

Zu Lebzeiten des Propheten verwendete man statt einer Gebetskette die Fingerballen oder kleine Steine. Die Gebetskette kam später hinzu und dient als praktische Zählhilfe.
Der Empfehlung des Propheten folgend, sprechen die Gläubigen nach den Gebeten dreimal je 33 Lobpreisungen an Gott. Der Gesandte Allahs sagte: „Wenn jemand nach jedem Gebet 33 Mal ‚Subhânallâh‘ (geprie-
sen sei Allah), 33 Mal ‚Alhamdulillâh‘ (dank gilt Allah) und 33 Mal ‚Allâhu akbar‘ (Allah ist größer) spricht, 99 Male insgesamt, und zur Vollendung der 100 sagt: ‚Es gibt keinen Gott außer Allah, er hat keinen Partner, ihm gehört die Herrschaft und ihn zu preisen ist unsere Aufgabe und er hat die Macht über alles‘, dann werden ihm seine Sünden vergeben, selbst wenn diese sehr viel sind.“